Ich habe Ende 2021 das letzte Mal hier etwas geschrieben. Das hängt natürlich mit dem Krieg zusammen, den Russland seit Anfang 2022 massiv gegen die Ukraine führt. Dieser hat mir alle Energie geraubt, hier etwas zu schreiben.
Ich übersetze seit Beginn des vollumfänglichen Angriffskrieges für Bekannte gegen Spende an die Ukraine. Übersetzungen von und für russische Unternehmen oder von Personen, die offen den Krieg befürworten, lehne ich ab. Ich organisierte durch mein Ehrenamt bei Memorial Deutschland e.V. zahlreihe Aktionen in Berlin gegen den Krieg und für die Unterstützung der Ukraine. Ist das genug? Nein, sicherlich nicht.
Der Krieg war angekündigt. Er fing 2014 mit der Annexion der Krim an. Wir wollten diesen Krieg nicht (wahr)haben. Viele Expert*innen, die schon jahrelang in der Ukraine sind, konnten es bis zum Morgen des 24. Februar nicht glauben, dass Putin und Putins Russland einen vollumfänglichen Krieg gegen die Ukraine und damit auch gegen uns führen wird. Wir wollten es nicht wahrhaben. Krieg war unvorstellbar. Viele Expert*innen haben sowohl mit Russland als auch mit der Ukraine viel zu tun. Ich habe in beiden Ländern viel Zeit verbracht und es ist immer noch unvorstellbar, dass das Land, in dem Freunde wohnen, gegen das andere Land, in dem auch Freunde wohnen, Krieg führt. Russland hat sich in den letzten Jahren zu einem immer repressiveren Staat entwickelt und ist jetzt ein totalitärer Staat. Die Repressionen, die die kritische Zivilgesellschaft seit spätestens 2012 erlebte, wurden hier als Nebensächlichkeit abgewunken. Sie hätten eine Ankündigung dessen sein können, was folgte. Aber der Konjunktiv II bringt hier nichts. Der Krieg geht schon viel zu lange. Es sind viel zu viele Menschen umgekommen oder sie haben kein normales Leben mehr, weil sie permanent Nachrichten von der Front lesen. Die Ukraine muss jetzt so unterstützt werden, dass sie Russland in eine so auswegslose Situation bringt, damit Putin endlich bereit ist zu verhandeln. Damit die Ukrainerinnen und Ukrainer endlich wieder ihr Leben zurückhaben und die Wunden verarztet werden können.
