Wenn Sie eine Fremdsprache sehr gut beherrschen, d.h. Sie sich über komplexe Themen mühelos unterhalten können, dachten Sie vielleicht, dass Sie dann auch dolmetschen könnten und vielleicht haben Sie es konsekutiv (d.h. abwechselnd mit dem/der RednerIn) auch gemacht und vielleicht hat es gut geklappt. Das ist schön, das freut mich, Sie sind die ersten Schritte im Dolmetschen gegangen!
Wie haben Sie sich gefühlt? Wie lange haben Sie gedolmetscht? Waren Sie mit Ihrer Leistung zufrieden? Ich hoffe es sehr!
Dolmetschen ist mehr als nur Sprachbeherrschung. Wir müssen uns thematisch gut auskennen und das verstehen, was wir dolmetschen. Ein hochkomplexes Thema, wie z.B. die Funktionsweise von Mähwerken erfordert eine gewisse Einarbeitung. Wikipedia hilft, reicht aber nicht aus. Was Sie sagen, muss logisch sein, das können Sie nur überprüfen, wenn Sie auch wissen, worum es ganz genau geht. Sie müssen einen Text also nicht nur sprachlich verstehen, sondern wissen, was der Redner tatsächlich sagen will. Dann müssen unsere Sätze syntaktisch korrekt sein. Suchen Sie einmal das Verb in Nebensätzen und versuchen Sie dann den Satz zu dolmetschen (es muss nicht unbedingt ein Satz von Siegfried Lenz sein). Wie lange müssen Sie warten, bis Sie wissen, ob ein Wert steigt oder sinkt? Und in welchen Sprachen kommt das Verb am Anfang des Satzes? Eben, um korrekt zu dolmetschen, müssen Sie sich ganz schön viel merken. Dann mögen ZuhörerInnen nicht gerne „ahs“, achten Sie mal darauf, wie oft Sie das sagen. Wenn Sie dolmetschen, stört es ziemlich. Außerdem sollte man Ihnen Ihre Nervosität nicht anmerken. Dolmetschen und Schauspielern haben viele Gemeinsamkeiten. Sie sind Kompetenz und so sollten Sie auch aussehen!
Ganz schön viel, worauf man achten soll, oder? Ja, Dolmetschen ist anstrengend, angeblich fast so anstrengend wie ein Flugzeug zu fliegen – manchmal bekommen auch wir Applaus!