„Du sprichst doch Englisch, dann dolmetsche das einfach vom Russischen ins Englische!“

Ja, ich spreche Englisch und ich dolmetsche auch aus dem Englischen und zur Not auch ins Englische. Aber nur in Kombination mit meiner Muttersprache und die ist eben nicht Russisch, sondern Deutsch. Und nur weil man eine Sprache spricht, heißt das noch lange nicht, dass man aus oder in sie auch dolmetschen kann, aber das geht jetzt schon zu weit.

Eine meiner Arbeitssprachen muss immer meine Muttersprache sein, sonst entsteht ein Brei in meinem Kopf, wie russischsprachige Personen sagen würden. Ich vermische dann die Sprachen und das, was ich sagen soll, fällt mir dann in meiner Muttersprache oder in irgendeiner anderen Sprache ein, aber nicht in der Sprache, die gerade gebraucht wird. Ich kann mich nicht sowohl auf das Verstehen, als auch auf die Textproduktion, also das Sprechen, konzentrieren. Das ist zu viel, ich kann das nicht und das Ergebnis ist dann auf keinen Fall zufriedenstellend. Dann lieber ablehnen. Mögen es andere übernehmen. Es gibt DolmetscherInnen, die das können – ich gehöre nicht dazu. Beim Dolmetschen muss man sich auf das Gesagte konzentrieren, d.h. zuhören und verstehen, dann in die andere Sprache bringen und aussprechen. Das ist ziemlich viel auf einmal. Wenn eine der Sprachen meine Muttersprache ist, geht zumindest ein Teil ein wenig leichter (es ist aber immer noch Hochleistungssport) und für den fremdsprachlichen Teil, d.h. das Hören und Verstehen ODER die Textproduktion kann ich mehr Konzentration aufwenden. Das ist wichtig, denn ich möchte ja das Richtige dolmetschen und auch im passenden Register – und vollständig sollten die Sätze auch noch sein.

Sie merken, zum Dolmetschen gehört mehr als die bloße Sprachbeherrschung. In einem späteren Eintrag werde ich dieses „Mehr“ noch weiter ausführen.

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